Loth-Skulpturenpreis der art KARLSRUHE
Seit 2018 wird auf der art KARLSRUHE der Loth-Skulpturenpreis – gestiftet von der L-Bank - vergeben.
Als der ehemalige Kurator der art KARLSRUHE, Ewald Karl Schrade, im Zuge seines Gesamtkonzeptes für die 2004 gestartete Messe auch die vielbeachteten Skulpturenplätze initiierte, war die Begeisterung bei Ausstellern und Besuchern groß. Die zehn mal zehn Meter großen Zonen, ausschließlich der dreidimensionalen Kunst gewidmet, brachten raumgebende Situationen in die hohen, lichtdurchfluteten Hallen und schafften Plätze der Kontemplation zwischen den Messekojen. Von Beginn an erforderten diese raumgreifenden Kunstwerke, welche stets den Dialog mit der Architektur suchen, einen erheblichen logistischen Aufwand.
Um das Engagement der Galeristen und Bildhauer zu würdigen, die alljährlich diese Skulpturen nach Karlsruhe bringen, wurde 2018 der Loth-Skulpturenpreis, gegründet. Benannt ist der Preis nach dem Karlsruher Akademieprofessor Wilhelm Loth (1920 bis 1993). Eine kompetent besetzte Jury, begutachtete sämtliche Installationen – und hat die letzten Jahre übrzeugende Wahlen getroffen.
Dass der Loth-Skulpturenpreis stets reichlich Aufmerksamkeit erzeugt, hat zweifellos auch damit zu tun, dass er stattlich dotiert erscheint. Die L-Bank stellt erneut 20.000 Euro Preisgeld zur Verfügung, das gleichermaßen dem Künstler und Galeristen zugutekommt.
Preisträger 2024: Galerie Art Affair und Künstler Andreas Blank
Mit dem Preis werden die Galerie und der Künstler gleichermaßen ausgezeichnet. Die Preisträger des sechsten Loth-Skulpturenpreises sind die Galerie Art Affair (Regensburg) und Künstler Andreas Blank.
Der Preis wurde von einer Fachjury vergeben, welche ihr Urteil wie folgt begründet: "So präzise wie spielerisch arbeitet Andreas Blank aus der Härte des Steins das Moment der Erkenntnis heraus. Materialien und Stoffe seiner Werke sind nur scheinbar echt; es ist der Effekt des Trompe-l’oeuil, der prima vista die Stärke der Installation seines Skulpturenplatzes auf der art KARLSRUHE ausmacht. Herrenhemden, Flaschen, Holz oder Lederstiefel - alles ist aus Marmor, Granit, Alabaster oder anderem Gestein herausgeschlagen und -geschliffen. Auch die Sockel sind dabei spannender Teil des Konzepts, das von Witz und Hintersinn im ewigen Spannungsfeld von Leben und Tod getragen wird.
Von der frühesten Skulptur, den in schwarzen Stein gehauenen Schaftstiefeln, die den Großvater aus dem zweiten Weltkrieg nach Hause getragen haben und die nun in einer nazibraunen Schachtel aus Stein ruhen, zum aufgeschichteten Materialturm aus unterschiedlichen schon behauenen Steinen mit aufgesetztem Totenschädel führte Andreas Blank ein langer, beharrlicher Arbeitsprozess.
Der Karlsruher Akademie schon lange zum Weiterstudium nach London entrückt, findet er seine Sujets im Alltäglichen in beiden Kulturen. Das glattgefaltete, blütenweiße Marmorhemd und der darunter liegende, täuschend echt wirkende schwarze Aktenkoffer sind ironische Zitate und machen in ihrer kompromisslosen Zeichenhaftigkeit doch nachdenklich.
Hier ist ein Bildhauer am Werk, der uns mitten hineinstellt in seine künstlerische Auffassung unserer realen Welt mit ihren gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Wo mündet die Ironie beim Betrachter, dem Konsumenten dieser Denk-Male, in den nachdenklichen Lernprozess?
Blanks Objekte sind „Edelsteine“ und Steine des Anstoßes zugleich. Aus der Spannung zwischen Natur/Stein und Kultur/Objekt sind durch den gedanklichen und praktischen Eingriff des Künstlers Gegenstände hervorgegangen, die er auf dem Skulpturenplatz zur überzeugenden Installation verknüpft.
Wenn man, wie vom Künstler gewünscht, die weiße Marmorstufe betritt, die den Blick auf Augenhöhe zum weißen marmornen Totenschädel ermöglicht, und wenn man das noch unfertige Platten- und Steinlager mit umgelegten Stützböcken vor sich hat, rückt unweigerlich der Gedanke an Endlichkeit und das Zurücklassen von Unerledigtem in den Mittelpunkt der Betrachtung - eine Erinnerung vielleicht an die Vanitas-Symbolik des Barock.
In jedem Fall aber eine beeindruckende Interaktion der Werke und ihrer Sujets auf dem Skulpturenplatz der Galerie Art Affair aus Regensburg."
Der Namensgeber Wilhelm Loth
Der Skulpturenpreis ist nach dem Künstler Wilhelm Loth (1920 – 1993) benannt. 1958 wurde er als Leiter einer Bildhauerklasse an die Kunstakademie in Karlsruhe berufen, an der er seit 1960 als Professor bis zu seiner Emeritierung 1986 wirkte. Der Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens Wilhelm Loths lag stets auf Plastiken. Hierbei verwendete er Bronze, Neusilber und Aluminium als Materialien. Der zentrale künstlerische Aspekt, um den sein Werk kreiste, ist die Darstellung des weiblichen Körpers.
Die Fachjury 2024
- Alexander Heil , Nachlassverwaltung Wilhelm Loth, Karlsruhe
- Dr. Sebastian Baden, Schirn Kunsthalle Frankfurt
- Madeleine Dietz, Bildhauerin
- Dr. Pia Dornacher, Leitung Museum Lothar Fischer, Neumarkt
bisherige Preisträger
- 2023 Klaus Münch, Galerie Albert Baumgarten, Freiburg
- 2022 Stefan Rohrer, Galerie Scheffel, Bad Homburg
- 2020 Gary Schlingheider, galerie burster, Berlin/Karlsruhe
- 2019 Jörg Bach, Galerie Wohlhüter, Leibertingen-Thalheim
- 2018 Joana Vasconcelos, Galerie Scheffel, Bad Homburg