14.04.2023

Die Messe mit Herz

Kurator Ewald Karl Schrade im Interview über die art KARLSRUHE

Der Gründungskurator der art KARLSRUHE: Ewald Karl Schrade. © Verena Müller

Frage: Die 20. art KARLSRUHE ist für Sie, den Gründungsvater der erfolgreichen Kunstmesse, zugleich die letzte als Kurator. Fortan werden Sie ausschließlich als Aussteller teilnehmen. Im Rückblick auf zwei Jahrzehnte Regie: Wie bewerten Sie heute Ihre Idee, ausgerechnet in Baden-Württemberg eine Veranstaltung mit diesem internationalen Anspruch zu realisieren, und was hat sich aus Ihrer Sicht bewährt?

Ewald Karl Schrade: Es lag 2004 in der Luft, eine Kunstmesse in diesem Bundesland zu gründen, und es ist nach wie vor naheliegend, Karlsruhe, die UNESCO City of Media Arts, als herausragenden Standort zu sehen. Denn Baden-Württemberg gilt immer noch, neben dem Rheinland, als die Heimat unzähliger Sammlerinnen und Sammler, so dass es letztlich auch kein Wunder ist, dass hier viele Institutionen der Kunst zuhause sind, Museen ebenso wie die Ausstellungs- und Forschungsstätte ZKM, das Zentrum für Kunst und Medien. Nicht zu vergessen, dass in Karlsruhe allein zwei Kunsthochschulen ansässig sind.

Frage: Apropos Alleinstellungsmerkmal. Sie haben der art KARLSRUHE von Anfang an einen unverwechselbaren Charakter gegeben. Welche Merkmale kennzeichnen diese Messe – und was steckt dahinter?

Ewald Karl Schrade: Am auffälligsten ist vermutlich, dass es zum Konzept gehört, die Klassische Moderne und die Gegenwartskunst gleichermaßen ernst zu nehmen, sie zum Dialog zu führen. Atelierfrische Arbeiten gewinnen in einem solchen Umfeld, wie umgekehrt etwa die Bilder von Klassikern wie Max Ernst oder Pablo Picasso auf dem Spannungsbogen zum Werk nachrückender Generationen neues Interesse finden. Wesentlich war sicher auch, dass die art KARLSRUHE als Messe der One-Artist-Shows in die Annalen des Kunstbetriebs kam. 2023 werden es 180 solcher besonderen Präsentationen sein, die den Ausstellerinnen und Ausstellern die Gelegenheit geben, einzelne Positionen ausführlicher vorzustellen. Schließlich: Ohne die oft zitierten Skulpturenplätze wäre diese Messe nicht mehr denkbar. Diese Freiflächen des Dreidimensionalen, stets direkt an die Stände der betreuenden Galerien angedockt, dienen auch insofern dem Publikum, als es beim Rundgang durch den Parcours der vier Hallen immer neu überrascht wird.

Frage: Zum Rahmenprogramm der art KARLSRUHE gehören mehrere Preisverleihungen sowie beispielsweise auch das alljährlich stattfindende ARTIMA art meeting. Lenken diese Angebote nicht vom Angebot der Galerien ab, sind sie notwendig?

Ewald Karl Schrade: Natürlich sind diese Events wichtig und richtig. Denn eine Kunstmesse kann meines Erachtens nicht nur eine rein kommerzielle Schau sein; sie muss vielmehr auch von ganzem Herzen kommen und zudem ihrer kommunikativen Aufgabe gerecht werden. Mag ein Teil des Kunsthandels mittlerweile auch als Online-Geschäft vonstattengehen: Alles in allem geht es um persönlichen Begegnungen, um Gespräche der Branche, auch um die direkte Auseinandersetzung mit dem Unikat. So haben wir mit dem ARTIMA art meeting ein Forum der Debatte und der Erörterung geschaffen, wo es in diesem Jahr um Nachhaltigkeit geht.

Frage: Beinahe täglich werden auf der Messe Kunstpreise vergeben. Wie darf man dieses Engagement verstehen?

Ewald Karl Schrade: Es handelt sich um drei Auszeichnungen, nämlich, erstens, um den art KARLSRUHE-Preis, der mit 15 000 Euro dotiert ist und dem Ankauf von Werken des prämiierten Messestandes dient. Stadt und Land stiften den Betrag gemeinsam, um die art KARLSRUHE-Sammlung wachsen zu lassen. Zweitens: Die L-Bank sponsert den mit 20 000 Euro versehenen Loth-Skulpturenpreis; zweifelsfrei ein Anreiz für Galerien, in Karlsruhe die erwähnten Skulpturenplätze mit oft tonnenschweren Werken zu gestalten. Und zudem wird seit 16 Jahren der Hans Platschek-Preis vergeben, diesmal an Cornelia Schleime, um an den 1923 geborenen und im Jahr 2000 verstorbenen Maler und Kritiker zu erinnern.

Frage: Sie können offenbar rundum zufrieden sein, wenn Sie nun als Kurator ausscheiden. Gleichwohl: Gibt es einen Wunsch, den Sie zum Finale Ihrer Tätigkeit als Messe-Inszenator haben?

Ewald Karl Schrade: Ja. Die Kunstfreunde mögen weiterhin in Scharen nach Karlsruhe kommen und meine Nachfolger, Olga Blaß und Kristian Jarmuschek, sowie die ganze Messe Karlsruhe mit ihrem Interesse erfreuen. Immerhin konnten wir, vor der Pandemie, Jahr für Jahr rund 50 000 Besuchende registrieren. Ein Erfolg auch für Künstlerinnen und Künstler sowie für Ausstellerinnen und Aussteller

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