Allianz von Stadt und Land: der art KARLSRUHE-Preis
Wenn der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, in Sachen art KARLSRUHE-Preis befragt wird, dann betont er gerne die weitreichende Bedeutung der Kunstmesse. Die Auszeichnung, eine Allianz von Land und Stadt, dotiert mit einem Ankaufsetat in Höhe von 15.000 Euro, würdigt seit 2008 einerseits die beste One-Artist-Show, andererseits dient sie dem fortwährenden Ausbau der art KARLSRUHE-Collection.
Jahr für Jahr kommt eine Jury aus Museumsleuten und Kunstkritikern zusammen, um aus der Vielzahl der Einzelausstellungen auf der Messe eine Präsentation auszuwählen und auch Arbeiten für die von der Städtischen Galerie in Karlsruhe betreute Sammlung zu erwerben. So ist es für zahlreiche Aussteller der art KARLSRUHE attraktiv eine One-Artist-Show zu zeigen. Auf mindestens 25 Quadratmetern Standfläche ausgebreitet besteht die Möglichkeit, einen besseren Einblick ins Werk einzelner Künstler zu gewähren.
Preisträger 2024: Carlo Krone und Galerie Thomas Fuchs
Höhepunkt der offiziellen Messe-Eröffnung war die Verleihung des 16. art KARLSRUHE-Preises. Mit der Galerie Thomas Fuchs und ihrem Künstler Carlo Krone wird ein vielversprechender Nachwuchskünstler aus Stuttgart ausgezeichnet, der mit seinen Gemälden den Fokus auf den Alltag legt und diesen zwar optisch und inhaltlich verfremdet und doch in seiner Wiedererkennbarkeit fast nostalgische Vertrautheit weckt. Zur Wahl standen in diesem Jahr insgesamt 75 One-Artist-Shows.
Einblicke in die Kunst des Einzelnen
Die One-Artist-Shows ermöglichen es den Messebesuchenden, sich näher mit dem Schaffen einzelner Künstlerinnen und Künstler zu befassen. Galerieinhaber Thomas Fuchs freut sich über die Auszeichnung mit dem art KARLSRUHE-Preis und die Aufmerksamkeit, die sein Künstler dadurch erhält: „Bereits am Ende des Preview-Tages hatten wir unter anderem beeindruckende 16 Gemälde unserer One-Artist-Show mit Carlo Krone verkauft“, sagt Fuchs.
Zur Auswahl der Preisträger kommentiert die Fachjury:
Wir sehen in eine typische Toilettenkabine über weiß/braunrot gekacheltem Boden. Ein Mann, in eigentümlichem Rosé-Ton gefasst, sitzt auf einem geschlossenen Toilettendeckel. Den Kopf gibt das Bild nicht frei, doch auf dem Schoß hält der Mann mit seiner prankenhaft überdimensionierten linken Hand eine abgenommene Maske – einen Pferdekopf. Auf dem rechten Oberschenkel liegen Handschuhe, in der rechten Hand hält der Mann eine fast zu Ende gerauchte Zigarette.
„Pause“ ist diese Szenerie lakonisch betitelt, und man ahnt, dass eben diese Pause in Kürze vorbei ist. Wir sehen ein Ganzes und neben doch unzählige Brüche und Fragmentierungen wahr. „Pause“ ist ein Bild von Carlo Krone, in der Klasse von Thomas Bechinger noch Studierender an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und aktuell als Gast in der Klasse von Tatjana Doll an der Kunstakademie Karlsruhe eingeschrieben.
„Pause“ ist ein Bild, das typisch ist für den gerade 23-jährigen Maler. In den Worten des Stuttgarter Galeristen Thomas Fuchs, der Krones Werke bei einem Rundgang der Akademie entdeckte und in der Folge unter dem Titel „Ponyhof“ 2023 in einer ersten Einzelausstellung vorstellte: „Die Motive werden verzerrt und vergrößert, ins Format gequetscht, zerschnitten und transformiert — inspiriert von einem durchaus digital geprägten Bildverständnis.“
Eben dies erlebt das Publikum am Stand der Galerie Thomas Fuchs nun hier auf der art KARLSRUHE. Erst der Blick um die Ecke, erst der Schritt in ein geschütztes „One Artist“-U gibt das Panorama der Eigenwilligkeiten frei, mit dem sich Carlo Krone hier auf der Art Karlsruhe vorstellt. Da ist ein Laubbläser am Werk, leuchtet uns eine Verkehrsampel als ewig vertraute Person entgegen, und ruft im kleineren Format ein Autositz mit Polster-Nackenstütze so beiläufig wie gezielt ein ganzes Erinnerungsfeuerwerk auf.
An das Alltägliche derart nahe heranzugehen, Ausschnitte eigenwertig erscheinen zu lassen, in Farbe, Form und Intensität ständig mit Brüchen zu agieren, die sich doch zugleich neu finden: Das hat - wiederum widersprüchlich - etwas feinsinnig Riskantes. Hier wagt ein junger Maler etwas, und dieses Wagnis unterstützt die Jury für die Vergabe des diesjährigen art KARLSRUHE-Preises mit Freude und zugleich Erwartung.
Carlo Krone selbst sagt über seine Arbeit: „Am Schluss soll dennoch ein wirkungsmächtiges, unmittelbares Ganzes entstehen, ein Bild, das der Zerreißprobe gerade so standhält und dessen inhaltliche und emotionale Wirkung von allen malerischen Faktoren getragen wird.“ Wohl nicht nur die Jury zur Vergabe des Art Karlsruhe Preises ist gespannt, wie dieses „Ganze“ weiterhin und eigentlich ja erst beginnend immer neu entsteht.
Bisherige Preisträger
- 2024 Carlo Krone Galerie Fuchs, Stuttgart
- 2023 Mona Radziabari Galerie Michael Sturm, Stuttgart
- 2022 Ambra Durante Galerie Friese, Berlin
- 2020 Annette Kelm Galerie König, Berlin
- 2019 Myriam Holme Galerie Bernhard Knaus Fine Art, Frankfurt am Main
- 2018 Sarah McRae Morton Galerie Anja Knoess, Köln
- 2017 Neringa Vasiliauskaite Galerie Smudajescheck, München
- 2016 Werner Schmidt Galerie Wohlhüter, Leibertingen-Thalheim
- 2015 Alfonso Hüppi Galerie Reinhold Maas, Reutlingen
- 2014 Jessica Buhlmann Galerie Anja Rumig, Stuttgart
- 2013 Claude Wall Galerie Angelo Falzone, Mannheim
- 2012 Tatjana Doll Galerie Klaus Gerrit Friese, Stuttgart
- 2011 Jens Hanke Galerie Hunchentoot, Berlin
- 2010 Julius Grünewald Galerie Karlheinz Meyer, Karlsruhe
- 2009 Thomas Müller Galerie Michael Sturm, Stuttgart
- 2008 Reto Boller Galerie Mueller-Roth, Stuttgart